4 Tage Bodensee Tour

Endlich, ein paar Tage frei und gutes Wetter. Ist doch klar, was Frau als Nixe so im Sinn hat! Neptun folgte den Plänen nur allzu bereitwillig und nach einigen Recherchen bezüglich Revierinformationen, Streckenplanung, Übernachtungsmöglichkeiten usw., einer Probefahrt mit Gepäck auf Altrhein und Rhein und einem Besuch beim Ausrüster um fehlendes Equipment zu ergänzen ging es endlich los!

Tag 1: Ludwigshafen- Campingplatz Fließhorn, 15 km

Wir kamen Samstag morgen auf dem Campingplatz bei Ludwigshafen an, erkundeten das Gebiet und besuchten Andy von sup-venture, der uns noch einige Tips mit auf den Weg gab. Es waren zu der Zeit Ferien und der Campingplatz brechend voll. Das Auto mussten wir ein ganzes Stück vom Eingang entfernt parken, der Strand, der uns als Startpunkt empfohlen wurde, war voll besetzt.

Kein guter Ausgangspunkt. So machen wir uns auf die Suche und fanden einen Parkplatz in der Stadt, bauten auf dem Grünstreifen auf, brachten das Auto auf den Parkplatz beim Sportplatz (Nähe Caravancenter) und unsere Sachen zu einem kleinen Kiesstrand der neben dem Parkplatz, in der Nähe vom Yachtclub ist. Unter den neugierigen Blicken von einigen Touristen verstauten wir das Gepäck auf den Boards und dann ging es mit leichtem Gegenwind und kleinen Gegenwellen Richtung anderes Ufer. Die ganze Wechselaktion hat uns ca 1,5 St. gekostet aber wir hatten ja Urlaub.

Nach ein paar Kilometern und mehreren größeren Wellen von den zahlreichen Motorbooten kamen wir ans gegenüber liegende Ufer und paddelten über den so genannten Teufelstisch (Tip von Andy).

In geringer Tiefe ist über weite Strecken eine natürliche Formation zu sehen die aus sieht, als ob eine Betonplatte schräg im Wasser liegt. Das Naturkino für die nächsten Kilometer war gesichert. Da es leider noch kein Eisverkauf auf dem Wasser gibt, mussten wir an Land. Am Dingelsdorfer Strandbad fanden wir hinter der Schwimmerzone eine Sliprampe, über die wir aussteigen konnten und Eis gab zum Glück im Bad auch.

Kaum waren wir wieder auf den Boards, zog hinter uns eine verdächtige Wolkenformation auf, der Wind war weg und gefühlt war es noch drückender. Von den plötzlichen Wetterumschwüngen hatten wir gehört. Da wir die Lage nicht sicher einschätzen konnten, gingen wir am Campingplatz Fließhorn an Land und meldeten uns an. Uns wurde wegen dem Gepäck ein Stellplatz direkt am Strand bewilligt was wohl eine absolute Rarität ist- einzige Bedingung: nicht vor 18 Uhr aufbauen um den Badebetrieb nicht zu stören. Genügend Zeit um uns im Bodensee abzukühlen und die nächste Etappe zu planen.

Der Campingplatz Fließhorn ist unbedingt zu empfehlen. Die sanitären Einrichtungen sind absolut tadellos und das Restaurant mit thailändisch- deutscher Küche ist sehr zu empfehlen. Wenn ihr dort essen wollt, fragt direkt nach eurer Ankunft nach einem Tisch. Wir mussten mit laut knurrendem Magen über eine Stunde auf den nächsten freien Tisch warten. Es hat sich aber mehr als gelohnt! Mit geteilter Vorspeise ist ein Hauptgericht auch eine ausreichende Portion nach einem Paddeltag und scharf ist wirklich scharf.

Wir saßen noch eine Weile am Wasser, schräg links von uns die Lichter von Überlingen, über dem Wasser Fledermäuse, ein Igel suchte am Wasser nach seinem Abendessen und vom Tümpel hinter dem Campingplatz kam ein Froschkonzert.

Die Länge unserer ersten Paddelstrecke hatten wir bewusst offen gelassen, um uns auf die Revierbedingungen, verändertes Boardverhalten, Wetter usw. einstellen und bei Bedarf an Land gehen zu können. Diese Seeseite bietet sich dafür auch an, denn in relativ kurzen Abständen gibt es Campingplätze.

Die Reihe der Campingplätze von Ludwigshafen nach Konstanz:

Befahrensregeln für diesen Streckenabschnitt:

  • Bei Bodmann gibt es ein Naturschutzgebiet, dass umfahren werden muss.

Tag 2: Fließhorn- Radolfzell

Relativ früh packten wir alles zusammen und verließen den Platz 15m vom Wasser entfernt. Wir waren nicht ganz so weit gekommen wie wir wollten und mussten einige zusätzliche Kilometer aufholen.

Erstens Ansteuerungsziel an diesem Tag war die Insel Mainau. Das  Eintrittsgeld sparten wir und paddelten Richtung Konstanzer Fährhafen um die Insel rum. Am Fährhafen ist reger Betrieb und es ist von Vorteil, wenn man Wellen gewohnt ist. Richtig zahlt sich das Training auf dem Rhein am Strandbad an der „Ecke“, an der es Richtung Rhein geht, aus. Nach dem Strandbad vor der Rheinbrücke kommt ein Abschnitt an dem es, getrennt durch Schilf und anderen Grünzeug viele kleine Kiesbuchten gibt. Dort machten wir nach den ersten 10 km Pause und kühlten uns das erste Mal an diesem Tag ab. Unzählige weitere Badepausen folgten, bei schwülen fast 30 Grad.

Die Einfahrt auf den Rhein bei km 0 war wieder kabbelig doch kurz danach sah es mit türkisblauem Wasser und hellem Sand mehr nach Karibik als nach einheimischem Gewässer aus. Auf dem Boden gab es immer wieder was zu sehen, rechts von uns das Naturschutzgebiet Wollmatinger Ried, am linken Ufer schweizer Dörfer. Am Ende des ersten Fahrwassers (gekennzeichnet durch die grün-weißen Rauten) solltet ihr kurz vom Kino- in den Navigationsmodus wechseln und euch entweder rechts am Ufer oder links Richtung Fahrwasser orientieren. In der Mitte wird es richtig flach. Die Kante ist aber schon von weitem zu sehen.

Die nächsten Kilometer folgten und schon war die Insel Reichenau zu sehen. Wir arbeiteten uns an den Tonnen, die das Naturschutzgebiet kennzeichnen entlang. Dann endlich, waren wir vor Reichenau. Wenn ihr dort paddelt, nehmt den Kanal durch Reichenau durch, der auf meiner Karte nicht eingezeichnet war. Die obere Seite der Insel soll sehr schön sein.

Die untere Seite zieht sich wie Kaugummi. Am Anleger der Fähre machten wir Pause- abkühlen, Energie auffüllen. Dort gibt es ein Kiosk und eine Eisdiele. Der holzverkleidete Bau oberhalb der Mauer ist die Wasserschutzpolizei und auf der Rückseite des Gebäudes sind öffentliche Toiletten.

22 Kilometer hatten wir schon, hatten mehrmals gebadet, das T-Shirt in Wasser getaucht und waren trotzdem gut „durch“. Bis zum Ziel Radolfzell waren es noch 8-10 km. Kurz überlegten wir den Plan zu ändern und auf dem Campingplatz auf Reichenau zu übernachten- dann zog die Erinnerung an das sehr leckere Essen beim Kanuclub Radolfzell. Die Motivation war auch dringend nötig denn der Ansteuerungspunkt Kirchturm kam und kam gefühlt nicht näher obwohl die App auf dem Handy bei jedem Kilometer sich meldete, paddelten wir gefühlt auf der Stelle- dem Essen entgegen. Irgendwann war es doch so weit, weitere Einzelheiten wurden sichtbar. Wir steuerten die Bauten ganz links vom Wellnesspark an und wurden beim Kanuclub sehr nett empfangen. Eine Runde plantschen und dann eine Pizza Sucuk. Todmüde fielen wir auf die Matten und schliefen erstmal aus.

Befahrensregeln für den Streckenabschnitt:

  • Die Insel Mainau muss seeseitig umfahren werden
  • Das Naturschutzgebiet Wollmatinger Ried darf nicht befahren werden

Tag 3: Radolfzell- Wangen, 15 km

Nach einer kleinen Tour zu Fuß durch die Stadt mit Frühstück, bepackten wir unter regem Interesse gegen Mittag die Boards und steuerten auf Iznang zu.

Dann am Ufer entlang. Wir freuten uns schon gleich um das „Horn“ rum zu sein als wir die Schilder erkennen konnten: Naturschutzgebiet. Das bedeutete weit außen rum paddeln und alle 2-3 Paddelschläge Insekten zu erlegen, die uns pisacken wollten. Angeblich alles nur „Fischfutter“ wie uns ein ansässiger Kanufahrer erklärte. Das Fischfutter hinterließ allerdings deutliche Stichspuren. Für die Motorboote, die dort ankerten, muss dass nach einem interessanten Tanz ausgesehen haben.

Der erste Ort nach der Umrundung ist Gaienhofen. Am Hafen, nach den Anlegestegen für die Boote ist eine Sliprampe und oben auf der Wiese stehen Bänke. Während der Pause kam ein Paddler der dort wohnt und versorgte uns mit Insidertips (s. Reichenau).

Obwohl es nicht mehr weit war, gingen wir am Ende von Hemmenhofen an Land und badeten eine weitere Runde. Dort ist eine Wiese mit Einstieg ins Wasser- wohl einer Art öffentliches Bad. Wir hatten wieder Glück und kamen zeitgleich mit dem Eismann an.

Anschließend paddelten wir die letzten Meter bis zum Campingplatz Wangen. Dort durften wir nach Badeschluss unser Zelt keine 10m entfernt vom Wasser aufbauen.

Gegessen haben wir im Restaurant neben dem Campingplatz, das einen sehr interessanten Mix aus verschiedenen Küchen auf seiner Karte hat. Das Essen vom Campinplatz-Bistro sah auch sehr gut aus und hat verführerisch geduftet. Leider war kein Platz für eine Pizza zur Nachspeise.

Befahrensregeln für den Streckenabschnitt:

  • Um das Naturschutzgebiet „Hornspitze auf der Höri“ rum paddeln.

Tag 4: …. eigentlich bis Schaffhausen…

Im Halbschlaf merke ich schon, wie das Zelt kräftig in einer Richtung gedrückt wird und über dem Schlafsack die Luft strömt- leider aus der falschen Richtung. Ein Blick aus dem Zelt erhärtet die Diagnose: Mindestens 3 Beaufort, in Böen auch mehr, kleine Wellen. Beide Wetterapps meinen: das bleibt den ganzen Tag so.

Wir überlegten, kamen aber zum Schluss, dass wir keine Lust auf ca. 30km Kampftour hatten und packen alles zusammen. Später im Auto erreicht mich die Nachricht, dass nach 2 km eine solche Strömung einsetzt, dass der Wind zu vernachlässigen gewesen wäre. Beim nächsten Mal wissen wir Bescheid.

Nach einem Frühstück im Hofladen (paddlerunfreudliche Portionen) ließen wir die Luft aus den Boards und packen alles zusammen. Die Bushaltestelle ist zum Glück gleich neben dem Campingplatz und mit den Gästekarten vom Campingplatz konnten wir mit Bus bis Radolfzell und dann mit der Bahn nach Ludwigshafen fahren.

Auch wenn wir die letzte Etappe nicht mehr gepaddelt sind: Schön wars, wir werden wieder kommen, nicht nur wegen der letzten Etappe.

Alles Wichtige zum Bodensee:

  • Dein Board muss mit Name und Adresse gekennzeichnet sein. Falls ein Board aufgefunden wird erleichtert das die Entscheidung ob das Board nur weggeflogen ist, oder nach einer Person gesucht werden muss. Wir haben den Zettel in Scheckkartengröße  laminiert, gelocht und mit einem Kabelbinder an eine Schlaufe vom Gepäcknetz befestigt.
  • Es besteht Schwimmwesterpflicht außerderhalb der 300m Zone. Man muss sie in Deutschland aber nur dabei und nicht angezogen haben. In der Schweiz muss sie angezogen sein.
  • Der Rhein mit vielen Schiffen ist ein gute Übungsgebiet für die befahreneren Gebiete.
  • Fähren haben Vorrang. Sie sind mit grünen Bällen gekennzeichnet, die im Verhältnis zu Fahrzeug klein und somit nur schwer zu erkennen sind.

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