Bodensee Teil 2- das Nordufer

(Pfingstferien 2019) Nach unserer Tour im letzten Jahr waren Neptun und ich vom Bodensee so begeistert, dass wir mehr sehen wollten. Nach einigen Recherchen wurde die Route am Nordufer von Überlingen bis -wenn alles gut läuft- Bregenz ins Auge gefasst und mit Seekarten vorbereitet.

Anreise

Nach einem Paddelausflug in Tirols Gewässer fuhren wir über einige Pässe auf denen für diese Jahreszeit untypisch viel Schnee lag, nach Bregenz und dann weiter nach Überlingen. Versucht bitte NIE in der Ferienzeit 2 Quadratmeter auf einem Campingplatz für euren Bus zu bekommen. Ganz verheerend wird es, wenn die Zeit euch dabei davon läuft und ihr nach 20 Uhr versucht in der Urlaubsregion mit vielen Restaurants eine Futterstelle zu finden, deren Küche noch offen hat. Es war die Suche nach der Nadel im Heuhaufen und mit etwas Glück brachte uns ein kleines Schild zur „Faulen Magd“. Anders, als es der Name vermuten lässt, gab es selbstverständlich noch etwas zu Essen. Meine Rettung, denn mein Magen war gefühlt schon auf dem Weg zur Heckflosse.

Tag 1: Überlingen- Immenstaad

Nach einem Frühstück und dem Einkauf der letzten benötigten Sachen machten wir uns auf den Weg zum See. Der Windsurfclub Überlingen war so nett, uns den Zutritt über sein Vereinsgelände zu gewähren, denn viele Möglichkeiten an den See zu kommen gibt es nicht. Board aufpumpen, sämtliche Packtaschen füllen, nicht zu viel mitnehmen und nichts vergessen, den Radfahrern ausweichen, Auto wegbringen und nach einer gefühlten Ewigkeit ging es endlich los.

In Unteruhldingen machten wir ein Päuschen. Bisher hatten wir den Wind immer von schräg vorne und Wellen von der anderen Seite. Wir werden wieder wie im letzten Jahr neugierig beäugt und immer wieder angesprochen, wo wir her kommen und hin wollen.

Weiter gehts nach Meersburg. Vor Meersburg ist der Fährhafen nach Konstanz. Dort kommt immer eine Fähre an oder fährt weg und jedes Mal kommen genügend Wellen. Wir beobachten den Ablauf genau und in einer kurzen Lücke, wenn man das überhaupt so nennen kann, paddeln wir mit Tempo los. Die Fähre, die kurz darauf ablegt, ist so nett und fährt einen Bogen um uns. Meersburg sieht schon vom Wasser aus wundervoll aus.

Inzwischen ist es nach Mittag und mein Magen knurrt. Die Suche nach einem Rastplatz gestaltet sich schwierig da das gesamte Ufer in Privatbesitz ist. Über eine halbe Stunde sehen wir etwas, paddeln hin und wieder ist es nicht öffentlich.

In einiger Entfernung sehen wir eine breite Treppe mit einem Vereinsgelände dahinter und beschließen, dorthin zu paddeln und nach einem Pausenplatz zu fragen. Schon aus einiger Entfernung winkt jemand, zeigt auf die Treppe und hilft uns beim Raustragen der Boards. Wir werden herzlich bei „Windsurfer Meersburg“ empfangen und lassen es uns im Schatten der Bäume gut gehen.

Als wir wieder auf die Boards steigen, werden wir einen Teil der Etappe danach von einem einheimischen Windsurfer begleitet und mit vielen interessanten Infos versorgt. Wusstet ihr, dass einige Adelige mit Grundstücken am See Badhäuschen hatten, von denen Sie ungesehen im See plantschen gehen konnten? Bei Hagnau gab es leckeres Eis, vor Immenstaad viel Wind.

Wir beschließen, dass wir lang genug gepaddelt sind und steuern den Campingplatz Immenstaad an. Der Platz ist brechend voll, aber wir ergattern noch ein Plätzchen für unser Zelt.
Der Campingplatz ist schön, mit den Sachen müssen wir allerdings eine Wanderung zur Zeltwiese machen. Die Duschen sind supermodern, kosten jedoch extra, abgerechnet wird in Sekundenabschnitten. Ein Restaurant gibt es, Montags ist aber Ruhetag. Und so kommt es, dass wir die Packtasche plündern und die Bratwürstchen im Wasser heiß machen. 
Morgen wollten wir nach Lindau, der Kanuplatz ist allerdings in diesem Jahr wegen Renovierung zu. Es bleibt spannend.

Tag 2: Immenstaad- Campingplatz Iriswiese/ Kressbronn

Heute waren es fast 20 km. Vor Friedrichshafen haben wir durch die Bucht gleich Kurs auf Langenargen genommen. Gegen Ende zog sich die Strecke, doch zum Glück entdeckten wir den Stadtpark Langenargen schnell. Dort konnten wir an Land und uns nach dem schmalen Frühstück stärken.
Weiter ging es bis zu Sup Bodensee am Campingpark Gohren, wo wir mit Eis und Tipps versorgt wurden. Danach waren es nur 1-2 km bis zu unserem Campingplatz.

Das Zelt steht zwar noch weiter vom Wasser entfernt, dafür gibt es hier was zu Futtern, Frühstück UND unbegrenztes Duschen. 
Leider habe ich mir trotz fleißigem Eincremen einen ordentlichen Schuppenbrand zugezogen. Sollte wohl lieber im Wasser bleiben. Neptuns Haut hat auch mehr die Farbe einer gekochten Garnele.

Nach dem Essen schlug sowohl das Wetter als auch Neptuns Gesundheitszustand um. Er meinte zu mir: „Mir ist kalt.“ Bei jemanden, dem normalerweise bei 10 Grad Celsius im T-Shirt noch warm genug ist, ist das ein Alarmzeichen. Den Rest des Abends überwachte ich Neptun, der schnell schlief und wohl einen Sonnenstich hatte und verfolgte den heftigen Wind am See mit entsprechenden Wellen. Das Rauschen vom Kies, der von den Wellen bewegt wurde, war bis zum Zelt zu hören.

Tag 3: Kressbronn- Bregenz

Neptun geht es zum Glück wieder gut aber was brennt Sonnenbrand! Eincremen mit LSF 50 und dann langes Lycrashirt drüber. Als wir unsere Sachen ans Ufer bringen sind die Nachwirkungen vom Abend und der Nacht nicht zu übersehen: ein Bagger räumt die mit Holz dekorierten Kiesdünen beiseite, die der Ministurm aufgehäuft hat.

Wir nehmen Kurs auf Lindau, „besichtigen“ die Insel vom Wasser aus, und machen im Park der Lindauer Stadtverwaltung Mittagspause.

Danach steuern wir die zwei historischen Häuser in Bregenz an, die vom Wasser aus gut zu sehen sind. Dann hieß es paddeln, paddeln, bis wir dort sind und dabei die Wellen der Boote beachten. Zwischendurch plantschen wir regelmäßig im kühlen Wasser- die Lektion von gestern lasst grüßen. Langsam wird alles an Land größer und endlich kommen wir an den Strand von Bregenz! Wir haben es nach 18 km geschafft.

Wir lassen unter den neugierigen Blicken der anderen Strandgäste nach fast 60km die Luft aus den Boards, laufen ein paar Hundert Meter zum Bahnsteig und werden von der Bahn zurück zum Auto gebracht.

Eine Quelle hat uns das Restaurant auf dem Campingplatz in Ludwigshafen empfohlen und dort feiern wir den Abschluss der Tour bevor wir nach Hause zum Seehund fahren, der uns sehnsüchtig erwartet.