In den sozialen Medien und Gruppen gibt es regelmäßig Fragen zur Benutzung von Leashs und ebenso vielfältige Meinungen. In diesem Artikel möchte ich die bisher gesammelten Erfahrungen zusammenstellen und erläutern, wann ich momentan auf Binnengewässern meine Bauchleash verwende.
Als die ersten SUP-Boards Deutschland erreichten, hatte niemand eine Leash, zumindest hier auf den Binnengewässern. Die ersten habe ich 2015 oder 2016 gesehen, kamen von den Wellenreitern und wurden wie in der Welle üblich an Fuß oder Knie befestigt. Kurz drauf kam es in kurzen Abständen zu 3 tödlichen Unfällen mit identischem Ablauf auf Strömungsgewässern. Was war passiert?
Auf einem Gewässer mit Strömung war ein Paddler vor einer Tonne (das sind die grünen und roten „Bojen“ die das Fahrwasser markieren) vom Board gefallen. Das Board trieb an der einen Seite der Tonne vorbei, der Paddler an der anderen. Die Leash blieb an der Tonne hängen und durch die Strömung wurde der Paddler unter Wasser gedrückt. Da er sich nicht von der Leash befreien konnte, kam er nicht mehr hoch. Darauf hin wurde die Empfehlung die Leash mit einem Kabelbinder fest zu machen, der bei zu viel Druck reißt, diskutiert. Jeder, der schon verschiedene Kabelbinder verarbeitet hat weiß, dass sich die Qualität und Reißfestigkeit stark unterscheiden. Und vor allem wurde meines Wissens nie der Druck ermittelt, bei dem ausgelöst werden muss.
Momentan werden bei vielen Boards Fußleashs mitverkauft. Der Grund dafür ist in meinen Augen eine Verkaufsstrategie: ein Teil mehr ist im SUP-Set dabei. Das sieht nach mehr aus und ist günstig im Einkauf. Da die meisten Boards auf Binnengewässern und nicht auf dem Meer unterwegs sind, hat die Fußleash keinen wirklichen Nutzen- im Gegenteil, wie die Unfälle zeigen.
Schauen wir uns den Sinn von so einem Verbindungskabel an: Die Leash brauchst Du, wenn die Strömung oder der Wind Dir nach einem Sturz das Board wegtreiben könnten und Du gezwungen wärst, länger zu schwimmen.
Wichtig ist auch, ob Du allein unterwegs bist und keine Hilfe hast oder in der Gruppe, die Dir Dein Board festhalten kann. Doch wie sieht der sinnvolle Einsatz auf den verschiedenen Gewässern aus?
Für Binnengewässer mit Strömung ist eine Bauchleash die richtige Wahl, da man an den Bauchgurt im Fall des Falles schnell ran kommt und den Kletterverschluss leicht lösen kann. Einige behaupten zwar, dass sie auch an den Kletterschluss am Knie und an den Fuß kommen, meines Wissens wurde das aber nie ausprobiert- vermutlich da die Sicherheitsmaßnahmen bei diesem Experiment aufwändig sind. Durch meine Erfahrungen im und mit Wasser sehe ich die benötigte Kraft den Körper gegen die Strömung zu bewegen als einen Faktor an. Durch die Strömung wird auch die Nase irgendwann mit Wasser gespült und die Augenlieder werden ab einer gewissen Stärke unangenehm nach oben gedrückt. Die Befreiung kann durchaus schwierig und unangenehm werden.
Nach der Veröffentlichung des Artikels erreichte mich dieses Video auf Facebook, in dem genau ein solcher Fall ausprobiert wurde. Danke Duncan!
Wenn ich allein auf den Rhein bin, habe ich meine Bauchleash an. Bei Wind auch auf dem Neckar. Wenn wir in der Gruppe paddeln, haben die meisten keine Leash und wenn mal jemand von einer Welle vom Board „geschubst“ wird, kümmert sich einer um den Schwimmer und einer ums Board. Bisher wurde das Board auch immer in ein paar Schwimmzügen erreicht. Der Vollständigkeit halber muss auch erwähnt werden, dass man sich bei einem Sturz in der Leash verheddern kann und dann auf dem Board erst mal sortieren muss- nur damit niemand erstaunt ist, wenn es passiert.
Im Gegensatz zu den Fußleashs, die den Paddlern quasi nachgeschmissen werden, konnte ich die Bauchleashs leider in kaum einem Onlineshop entdecken. Auf Nachfrage werden sie wohl besorgt, sind allerdings deutlich teurer.
Beim Paddeln auf dem Meer ist eine Leash Pflicht. Die Schwimmstrecke ist vor allem bei Welle und Strömung weit und anstrengend. Wenn es keine Möglichkeit gibt, sich damit zu verheddern spricht auch nichts gegen eine Fuß- oder Knieleash. In der Welle sind diese Leashs sogar zu empfehlen.
Im Wildwasser haben die Einsteiger keine Leash, weil die Gefahr irgendwo hängen zu bleiben noch zu groß ist, da die Steuerung am Anfang nicht ganz zuverlässig klappt. Erfahrene Paddler haben eine Bauchleash.
Zusammengefasst:
- Eine Bauchleash unbedingt bei Wind und Strömung tragen, wenn Dir niemand helfen kann oder Du Dich auch mit anderen Personen unsicher fühlst
- Die Leash auf keinen Fall tragen, wenn Du hängen bleiben kannst und Dir nicht sicher bist, dass Du Dich befreien kannst
- Mitnehmen kann man die Leash immer, einfach mit dem Karabiner am Griff festmachen und bei Bedarf anziehen
Weitere sehr detailierte Infos zu den verschiedenen Leashs und Einsatzorten gibts beim paddel-surfer.
Bis nixtes Mal!